Wenn Nähe schwerfällt – Sexualität nach traumatischen Erfahrungen behutsam verstehen
- Nathalie Hessler

- 7. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Sexualität ist mehr als ein körperlicher Akt. Sie ist Berührung, Beziehung, Hingabe – und vor allem: Vertrauen. Doch was passiert, wenn genau dieses Vertrauen – in andere, in sich selbst, in den eigenen Körper – durch traumatische Erfahrungen verletzt wurde?

Viele Frauen, die in meine Praxis kommen, erzählen von einem inneren Zwiespalt:
Sie sehnen sich nach Nähe, nach Verbindung – aber wenn sie entsteht, reagieren sie mit Rückzug. Manche spüren dann Taubheit oder das Gefühl, „nicht ganz da zu sein“. Andere empfinden Ekel oder Widerstand – oder funktionieren zwar äußerlich, aber innerlich bleibt alles verschlossen.
Diese Reaktionen werden oft missverstanden – sogar von den Betroffenen selbst. Dabei sind sie kein Zeichen von Schwäche. Und schon gar kein Hinweis darauf, dass „etwas nicht stimmt“.
Sie sind im Gegenteil ein Ausdruck von Schutz. Ein Versuch deines Nervensystems, dich vor etwas zu bewahren, das irgendwann einmal zu viel war.
Unsichtbare Spuren: Wie sich sexualisierte Traumata auf Nähe und Sexualität auswirken können
Traumatische Erfahrungen im sexuellen Kontext hinterlassen Spuren – oft tief und vielschichtig. Dabei muss es sich nicht immer um „klassische“ Gewalt handeln. Auch subtilere Formen wie emotionale Manipulation, Übergriffigkeit, Druck oder Machtmissbrauch können als zutiefst verletzend erlebt werden.
Viele dieser Erfahrungen liegen lange zurück – und sind dennoch im Körper gespeichert. Das Nervensystem erinnert sich: Was sich einmal überwältigend oder bedrohlich angefühlt hat, wird künftig vermieden. Und zwar nicht „mit dem Kopf“, sondern auf einer viel tieferen Ebene.
Oft sind es scheinbar kleine Reize, die Trigger auslösen können – ein bestimmter Blick, ein Tonfall, eine Berührung, ein Geruch. Plötzlich ist das Gefühl von Sicherheit verschwunden. Manchmal noch bevor bewusst wird, warum eigentlich.
Was bedeutet traumasensible Begleitung in der Sexualität?
In der traumasensiblen Therapie geht es nicht darum, „wieder zu funktionieren“.
Es geht nicht darum, bestimmte Leistungen zu erbringen oder Erwartungen zu erfüllen.
Es geht um etwas Tieferes – etwas, das nicht auf äußere Normen reagiert, sondern auf dein inneres Erleben.
Traumasensible Therapie bedeutet:
Dich selbst wieder spüren zu lernen – behutsam und in deinem Tempo
Deine inneren Grenzen wahrzunehmen – und zu lernen, sie nicht zu übergehen
Sicherheit im eigenen Körper zurückzugewinnen – Stück für Stück
Neue Erfahrungen mit Nähe zu machen – selbstbestimmt, langsam, mit Würde
In einem sicheren therapeutischen Raum darfst du dich zeigen – ohne dich erklären zu müssen. Du darfst über Ängste, Unsicherheiten und Sehnsüchte sprechen, ohne dass sie bewertet werden. Und du darfst lernen, deinem Körper wieder zu vertrauen – auch wenn er sich gerade noch fremd oder widersprüchlich anfühlt.
Du darfst vorsichtig sein. Du darfst langsam sein. Du darfst dich schützen.
Heilung beginnt selten mit einem großen Schritt.Oft beginnt sie mit einem stillen Wunsch:„Ich möchte, dass es anders wird.“
Vielleicht ist dieser Wunsch noch ganz zart. Vielleicht ist er noch mit Angst verbunden. Aber er ist ein Anfang.
Wenn du dich angesprochen fühlst, darfst du dich gerne bei mir melden. Du musst deine Geschichte nicht sofort erzählen. Manchmal genügt ein erster Kontakt – ein Sich-Zeigen, ohne Erwartung. Ohne Druck.
Du bist nicht allein.
Kontaktmöglichkeiten findest du auf meiner Website – oder schreib mir direkt per Mail. Ich antworte dir achtsam und respektvoll.



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