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Trauma und Neuroplastizität - wie Veränderung möglich wird

  • Autorenbild: Nathalie Hessler
    Nathalie Hessler
  • 25. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit
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Traumatische Erfahrungen hinterlassen Spuren – nicht nur in der Seele, sondern auch im Gehirn. Viele Betroffene berichten, dass sie anders reagieren als früher: wachsamer, schneller überfordert oder mit Erinnerungen konfrontiert, die sich anfühlen, als geschähen sie jetzt. Das alles sind Folgen davon, wie das Gehirn auf extremen Stress reagiert.


Die gute Nachricht: Unser Gehirn ist lebenslang formbar. Diese Eigenschaft nennt man Neuroplastizität. Sie eröffnet die Möglichkeit, Schritt für Schritt neue Bahnungen und stabilere Muster zu entwickeln.


Was Trauma im Gehirn verändert

• Amygdala – das Alarmzentrum

Nach Trauma reagiert sie überempfindlich. Schon kleine Reize werden als Gefahr interpretiert – innere Anspannung und Ängste nehmen zu.

• Hippocampus – das Gedächtnis für Zeit und Ort

Trauma kann seine Fähigkeit beeinträchtigen, Erlebnisse einzuordnen. Deshalb wirken Flashbacks oft so, als wären sie gegenwärtig.

• Präfrontaler Kortex – die Steuerung

Unter Stress verliert er an Einfluss. Gefühle überfluten, Gedanken rasen – das ruhige Einordnen fällt schwer. Diese Veränderungen sind keine persönliche Schwäche, sondern Überlebensanpassungen des Gehirns. Gleichzeitig bleibt es plastisch – und damit offen für neue Erfahrungen.


Neuroplastizität – eine Ressource nutzen

Neuroplastizität bedeutet, dass das Gehirn durch Erfahrungen neue Verbindungen bildet. Was wir regelmäßig denken, fühlen oder erleben, stärkt bestimmte Netzwerke. Therapie schafft gezielt sichere Erfahrungen, die dabei helfen können, alte Stressmuster zu lockern und neue Bahnungen zu entwickeln.


Meine Arbeit mit traumatherapeutischen Verfahren

In meiner Praxis begleite ich Menschen mit Verfahren, die direkt an diesen Prozessen ansetzen:

• EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

Durch bilaterale Stimulation (z. B. Augenbewegungen oder Tapping) wird die Verarbeitung belastender Erinnerungen angeregt. Alte Erfahrungen können in einem sicheren Rahmen neu eingeordnet werden, so dass sie weniger überwältigend wirken.

• Lösungsfokussierte Traumatherapie

Hier richten wir den Blick nicht nur auf das Erlebte, sondern vor allem auf Ressourcen, Ziele und konkrete Schritte. So kann neben dem Verstehen auch ein Gefühl von Handlungsspielraum und Selbstwirksamkeit entstehen.

• Ego-State-Therapie

Viele Traumata betreffen „innere Anteile“, die in bestimmten Situationen aktiv werden. Mit der Ego-State-Therapie können diese Anteile wahrgenommen, verstanden und miteinander in Kontakt gebracht werden. So entsteht mehr innere Kooperation und Stabilität.

Alle diese Verfahren nutzen die Fähigkeit des Gehirns zur Veränderung:

Es geht darum, neue, stärkende Erfahrungen zu verankern und den inneren Raum Schritt für Schritt zu erweitern.


Was Sie selbst unterstützen kann:

Neben der therapeutischen Begleitung können auch alltägliche Schritte hilfreich sein:

• Bewegung – unterstützt das Gehirn bei Regeneration und Neubildung von Verbindungen.

• Schlaf – sortiert Erinnerungen und wirkt regulierend auf das Nervensystem.

• Sichere Beziehungen – schenken dem Körper wiederholt das Signal: „Ich bin nicht allein.“

• Achtsamkeit & Selbstfürsorge – langsam und traumasensibel geübt, können sie die innere Stabilität fördern.


Fazit

Trauma verändert das Gehirn, aber es bleibt formbar. Mit gezielter Begleitung können neue Erfahrungen entstehen, die mehr Sicherheit, Ruhe und Handlungsspielraum eröffnen. In meiner Praxis begleite ich Sie gerne dabei, die Möglichkeiten der Neuroplastizität für sich zu nutzen – Schritt für Schritt, in Ihrem eigenen Tempo.


 
 
 

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