Wenn das Verlangen nicht (mehr) zusammenpasst - und warum Lust oft dann kommt, wenn wir sie nicht erzwingen
- Nathalie Hessler

- 13. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
In vielen Paarbeziehungen gibt es Phasen, in denen das sexuelle Verlangen nicht (mehr) im gleichen Rhythmus schwingt.

Vielleicht möchte einer von beiden häufiger Nähe, während der andere sich eher zurückzieht.
Für viele Paare ist das schmerzhaft – nicht nur, weil es die Intimität beeinträchtigt, sondern auch, weil es leicht zu Selbstzweifeln und Missverständnissen führt.
Es liegt nicht (nur) an dir
Unterschiedliche Lust hat viele Gesichter und Ursachen.
Manchmal spielen Stress, Müdigkeit oder gesundheitliche Faktoren eine Rolle.
Manchmal sind es innere Verletzungen, alte Enttäuschungen oder Erfahrungen, die unbewusst mitschwingen.
Und manchmal verändert sich das Bedürfnis nach Sexualität einfach durch die Lebensphase – und das ist normal.
Warum Druck das Gegenteil bewirkt
Wenn einer den anderen immer wieder darauf anspricht – oder wenn beide innerlich denken: „Wir müssen jetzt mal wieder…“ – entsteht oft das Gegenteil von Lust.
Unser Nervensystem verbindet Sexualität dann nicht mehr mit Genuss und Sicherheit, sondern mit Erwartungen und möglicher Ablehnung.
Lust kann nur entstehen, wenn wir innerlich entspannen dürfen – wenn wir uns sicher, gesehen und wertgeschätzt fühlen.
Lust ist kein Schalter
Sexuelle Lust lässt sich nicht wie ein Lichtschalter anknipsen.
Sie wächst oft dort, wo wir sie gar nicht erzwingen wollen – bei einem warmen Gespräch, einer Umarmung ohne Hintergedanken, gemeinsamem Lachen.
Diese Momente signalisieren unserem Körper: „Ich bin hier willkommen. Ich bin sicher.“
Und erst dann kann sich Lust ganz von allein zeigen.
Was helfen kann
Reden ohne Vorwürfe: Über Wünsche und Grenzen sprechen, ohne dass jemand sich schuldig fühlt.
Gemeinsame Zeit ohne Erwartung: Kuscheln, Massagen, zusammen einschlafen – ohne Ziel.
Neue Formen der Nähe entdecken: Gemeinsam kochen, tanzen, Hand in Hand spazieren gehen.
Sich selbst erforschen: Was brauche ich, um mich entspannt und verbunden zu fühlen?
Eine Einladung zur Gelassenheit
Wenn das Verlangen nicht (mehr) gleich ist, bedeutet das nicht automatisch, dass etwas mit euch „nicht stimmt“.
Viel häufiger ist es ein Zeichen dafür, dass sich eure Bedürfnisse gerade unterschiedlich entwickeln – und das ist völlig normal.
Anstatt sofort Lösungen erzwingen zu wollen, kann es hilfreich sein, erst einmal neugierig zu werden:
Wie fühlt sich Nähe für dich gerade gut an?
Was gibt dir Sicherheit?
Welche Momente mit mir lassen dich innerlich lächeln?
Diese Fragen öffnen Türen – nicht nur zu mehr Sexualität, sondern zu einem tieferen Verständnis füreinander.
Denn körperliche Nähe ist nur eine Facette von Intimität. Mindestens genauso wichtig sind emotionale Verbundenheit, gemeinsames Lachen und das Gefühl, im anderen einen sicheren Hafen zu haben.
Wenn ihr euch gegenseitig erlaubt, den Druck rauszunehmen, kann das Erstaunliche passieren: Die Angst vor Ablehnung weicht, das Vertrauen wächst – und Lust darf wieder von alleine entstehen.
Manchmal ist genau das der Weg, um sich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch wieder ganz nah zu fühlen.



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