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Was sind Bindungstypen – und wie hängen sie mit Trauma zusammen?

  • Autorenbild: Nathalie Hessler
    Nathalie Hessler
  • 4. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Bindungstypen entstehen durch die Erfahrungen, die wir als Kinder mit unseren engsten Bezugspersonen gemacht haben.

Wenn wir dort Sicherheit, Verlässlichkeit und Trost erlebt haben, entwickeln wir ein sicheres Bindungsmuster.

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Doch viele Menschen haben genau das nicht erlebt.

Sie wuchsen auf mit emotionaler Unsicherheit, Unvorhersehbarkeit, Überforderung oder Vernachlässigung. Auch wenn sie nicht als „klassisches Trauma“ gelten, hinterlassen diese Erfahrungen Spuren im Nervensystem – sogenannte Entwicklungstraumata.

Diese frühen Verletzungen prägen unbewusst unser Beziehungsverhalten bis ins Erwachsenenalter.


Die 4 klassischen Bindungstypen (A, B, C, D) 


B-Typ – Sichere Bindung

… entsteht, wenn Kinder sich sicher, gesehen und emotional gehalten fühlen.

Erwachsene mit sicherer Bindung können Nähe zulassen, Konflikte regulieren und Vertrauen aufbauen.


A-Typ – Unsicher-vermeidende Bindung

… entsteht häufig, wenn emotionale Bedürfnisse in der Kindheit ignoriert oder abgewertet wurden.

Nähe wird vermieden, Selbstständigkeit überbetont – aus Angst vor Zurückweisung oder Verletzlichkeit.


C-Typ – Unsicher-ambivalente Bindung

… entwickelt sich bei inkonsistenter Zuwendung: mal Nähe, mal Kälte.

Starke Verlustängste, Klammern, emotionale Überforderung sind typische Reaktionen.


D-Typ – Desorganisierte Bindung / Bindungstrauma

… ist oft Folge frühkindlicher Traumatisierung: Gewalt, emotionale Vernachlässigung, Angst durch Bezugspersonen.

Nähe löst gleichzeitig Wunsch und Panik aus. Es entstehen starke innere Konflikte und ein Gefühl von „Ich weiß nicht, wie Beziehung geht“.


Mischformen (z. B. A/B oder C/D)

Viele Menschen tragen Anteile aus mehreren Typen in sich.

Diese Mischformen entstehen oft bei Menschen, die sowohl Nähe als auch emotionale Unsicherheit erlebt haben, z. B. bei einem „funktionierenden“ Elternteil und einem abwesenden oder überfordernden.

Das führt zu inneren Widersprüchen: Nähe wird gewünscht, aber nicht ausgehalten. Einsamkeit schmerzt, aber Beziehung überfordert.


Wie du dich in Richtung sichere Bindung entwickeln kannst – auch mit Traumaerfahrungen


1. Erkenne dein Muster – ohne dich zu verurteilen

Dein Bindungsverhalten ist kein Charakterfehler.

Es ist die Folge deiner bisherigen Erfahrungen – und möglicherweise ein Überbleibsel früherer Schutzstrategien, die einmal lebenswichtig waren. Verstehen statt verurteilen ist der erste Schritt zur Veränderung.


2. Arbeite mit deinem inneren Kind – dort, wo alles begann

Wenn du heute Nähe schwer erträgst oder Verlustängste dich lähmen, lohnt sich der Blick nach innen:


  • Wo hast du als Kind Nähe vermisst?

  • Wann hast du gelernt, dich anzupassen statt zu fühlen?

  • Wer war für dich da – und wer nicht?


Traumasensible innere-Kind-Arbeit hilft dir, heute bewusst für dich da zu sein – und neue Beziehungserfahrungen zu ermöglichen.


3. Erkenne Beziehungsmuster – und unterbrich Wiederholungen

Viele Menschen mit Bindungstrauma fühlen sich zu Partner*innen hingezogen, die alte Wunden „nachspielen“: emotional nicht verfügbar, kontrollierend, übergriffig.

Heilung bedeutet nicht, das Trauma „wegzumachen“, sondern: bewusst neue Beziehungsrealitäten zu wählen.

Beziehungen, die sich sicher anfühlen – nicht aufregend.


4. Lerne, mit Triggern umzugehen – liebevoll und achtsam

Nähe kann alte Wunden berühren.

Das Nervensystem erinnert sich – mit Rückzug, Angst oder Überforderung.


  • Spüre, wann du getriggert bist

  • Erkenne: „Das gehört zur Vergangenheit – ich bin heute sicher.“

  • Reagiere bewusst, statt im Autopiloten zu handeln

  • Therapie und Körperarbeit können helfen, das Nervensystem zu regulieren und Sicherheit im Kontakt zu erleben.



5. Begib dich in neue, sichere Beziehungserfahrungen

Bindung heilt in Beziehung – aber nur, wenn sie sicher ist.

Das kann eine Partnerschaft sein, aber auch der therapeutische Raum.

Dort entsteht oft zum ersten Mal das Gefühl:

„Ich darf sein. Ich bin nicht falsch. Ich werde gehalten.“


Sichere Bindung ist kein Geschenk – sie ist ein Weg

Auch wenn du Bindungstrauma erlebt hast – du bist nicht gebrochen.

Du hast überlebt. Und heute darfst du beginnen, neu zu vertrauen. In dich, in andere, in Beziehung.


Wenn du dir dabei Unterstützung wünschst, begleite ich dich gern.

Traumasensibel, achtsam, in deinem Tempo.

Du darfst lieben. Und du darfst dich dabei sicher fühlen.

 
 
 

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