Loslassen – wenn wir festhalten, um zu überleben
- Nathalie Hessler
- 9. Juli
- 2 Min. Lesezeit
„Du musst einfach loslassen.“

Kaum ein Satz klingt so leicht – und fühlt sich gleichzeitig so unerreichbar an. Denn Loslassen ist kein Knopfdruck. Kein Entschluss, den wir einmal treffen und dann sind wir frei.
Gerade für Menschen mit traumatischen Erfahrungen ist Loslassen oft ein langer, innerer Weg. Was wir festhalten, hat oft einmal Sicherheit bedeutet – oder wenigstens Halt in einer Welt, die sich unsicher angefühlt hat.
Warum Loslassen so schwer sein kann
Loslassen bedeutet nicht nur, etwas hinter sich zu lassen – es bedeutet auch, eine innere Bindung zu lösen. Oft halten wir an Dingen fest, weil sie mit tiefer Hoffnung, mit Schmerz oder mit Überlebensmustern verknüpft sind:
an Beziehungen, die uns nicht guttun, aber einst Nähe versprachen,
an Gedanken wie „Ich muss stark sein“,
an Schuldgefühlen oder alten Rollen, die wir seit der Kindheit tragen.
Für viele Menschen mit Entwicklungstrauma oder Bindungsverletzungen bedeutet Festhalten: Ich passe mich an, um dazuzugehören. Ich kontrolliere, um mich sicher zu fühlen. Loslassen fühlt sich dann nicht nach Befreiung an – sondern nach Kontrollverlust, Angst oder Leere.
Was es stattdessen braucht: Raum für Innenschau und Mitgefühl
Der erste Schritt ist oft nicht das Loslassen selbst – sondern das liebevolle Anerkennen, was wir überhaupt festhalten und warum. In der therapeutischen Arbeit fragen wir nicht: „Warum kannst du nicht loslassen?“ Sondern:„Was hält dich noch? Was brauchst du, um dich sicher zu fühlen, wenn du es gehen lässt?“
Loslassen geschieht nicht aus Druck – sondern aus innerer Reifung.Aus dem Moment heraus, in dem du spürst: Ich darf jetzt anders mit mir sein.
Loslassen heißt nicht vergessen
Traumaarbeit bedeutet nicht, alles Alte „hinter sich zu lassen“.Es bedeutet, die Vergangenheit integrieren zu dürfen – so, dass sie nicht mehr das Jetzt bestimmt.
Loslassen heißt:
nicht mehr gegen dich kämpfen,
nicht mehr festhalten aus Angst,
nicht mehr erstarren im Alten, sondern dich dem Leben heute zuwenden.
Du musst es nicht allein schaffen
Wenn du spürst, dass es etwas in dir gibt, das gesehen, gehalten und vielleicht irgendwann losgelassen werden möchte, dann begleite ich dich gerne auf diesem Weg.
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